Sonntag, 6. Dezember 2009

Internet-Vermüllung

Eines der Themen unsere Online Diskussion wurde mit folgendem Zitat eröffnet:


"Soziale Netzwerke sind das Schlagwort der Internet-Kultur, und im nicht-technischen
Sinn ist mit Vernetzung eine neue kulturelle Aktivität angesprochen, die mit der linearen Logik des Sendens von Nachrichten zu einem Empfänger bricht, zugunsten einer neuen Interdependenz zwischen Medienmachern und Publikum. Der Rückkanal wurde geöffnet. Vernetzung deutet eine neue Wertewelt an" (Hartmann, 2008)


In der Tat eröffnet das Web 2.0. erstaunliche Möglichkeiten des Austausches, der Mitteilung, auch Selbstverwirklichung und Interaktivität. Schließlich meint Hartmann, wenn er von der Öffnung des Rückkanals spricht, nichts anderes, als dass der Internetuser nun eben nicht mehr nur konsumiert, sondern sich interaktiv beteiligt, und, so die Errungenschaft des Web 2.0., sich selbst im Netz einbringt. Über die Vorteile, die ich hier sehe habe ich bereits anderen Ortes geschrieben. So beispielsweise, als ich die positive Seite von Blogs etwa in der Kriegsberichterstattung aus streng islamischen Ländern erwähnte, wodurch sich auch Frauen ein Ohr verschaffen konnten und die Welt informiert wurde.


Aber heute möchte ich gerne meine Bedenken äußern. Wie alles Neue und im Großen und Ganzen ja auch positive hat ja nun auch das Web 2.0. seine Kehrseite. Auch die Kehrseite vergleiche ich in gewisser Hinsicht mit der Kunst. Die Strömungen in der modernen Kunst, welche proklamieren, dass jeder Mensch ein Künstler ist, führten – worüber sich natürlich streiten lässt – meiner Meinung nach zu sehr viel abstraktem Nonsens, den die Kunstwissenschaftler krampfhaft als besonders fortschrittlich, innovativ und aussagekräftig deklarierten, um den neuen Strömungen ihre uneingeschränkte Berechtigung zu etablieren. Ich darf das als diplomierte Kunstwissenschaftlerin so kritisch von mir geben. Aber die Kunst ist nicht das Thema.


Was auch nicht das Thema ist, aber ein wohl unbestrittener Nachteil des Web 2.0. und seiner Möglichkeiten, sind die kriminellen Beiträge, welche zuerst und lange Zeit grundsätzlich unzensiert völlig unkontrolliert in der ganzen Welt kursieren. Jeder Kriminelle und Perverse kann sich im Netz verwirklichen, zur Schau stellen und seine Meinungen und Medien kundtun.

Aber ich möchte gar nicht auf moralische oder gesetzesrelevante Themen eingehen und längst ausdiskutierte Allgemeinplätze aufrollen.


Ich störe mich in diesem Zusammenhang an einer Banalität: der Internet-Vermüllung. Sucht man nach etwas, stößt man mit Sicherheit auf 20 Prozent Beiträge, die totaler Schwachsinn sind. Auch wir müssen diesen Blog schreiben um des Blogschreibens Willen… und, wenn wir ehrlich sind, ja nicht, weil wir wirklich etwas zu sagen hätten, was wir der Welt mitteilen wollen. Ich finde, dass das Internet sich immer mehr zu einem riesigen Schrottplatz entwickelt. Das ärgert mich.




Einen Rückkanal zu öffnen, der keine Schleuse hat, führt zwangsläufig zu Kontrollverlust. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut und es hat ja wirklich enorme Vorteile, dass jeder Mensch gleichberechtigt seine Plattform erhalten hat durch die Errungenschaften des Web 2.0., aber ich denke nicht, dass an solche Ausmaße gedacht wurde, als die Meinungsfreiheit Gesetz wurde… und auch Rousseau hat sich das sicher einmal anders vorgestellt.


Außerhalb des Netzes in der realen Welt kann jeder seinen Müll von sich geben, man hört oder liest es, aber im nächsten oder übernächsten Moment ist es auch wieder weg. Im Internet aber bleibt es für möglicherweise immer gespeichert, und vielleicht sogar unsere Kinder stoßen in 30 Jahren noch auf Unsinn, von dem wir heute dachten, ihn verbreiten zu müssen, oder, schlimmer, vielleicht Dinge, die über uns verbreitet wurden.

Auswahl und Verantwortung sollte man bei Interneteinträgen erwarten und auch verlangen.

3 Kommentare:

  1. Hey Caro,

    in der Süddeutschen Zeitung war mal ein Artikel der zehn Gründe nannte warum Bloggen in Deutschland nicht (richtig) funktioniert. Ich krieg die Zehn natürlich nicht mehr zusammen aber einer davon war, dass die Deutschen (anscheinend) nur etwas auf die Meinung von Experten geben und sich als Nicht-experten scheuen ihre Meinung zu äussern. Sie könnte ja falsch sein und jemand könnte einen darauf stossen, dass man daneben liegt. Laut Autor der Süddeutschen Zeitung muss der Blogger sich aber wenigstens manchmal irren, damit der Blog interessant wird und eine Diskussion entsteht. Ich habe auch meine Mühe was zu sagen von dem ich nicht überzeugt bin dass es gehaltvoll und richtig ist.

    Ckeck mal das letzte Video in deinem Blog, ich glaub das ist nicht mehr verfügbar.

    Gruß Johannes

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  2. Hi Carolin

    Ich schreibe dir nun zum zweiten Mal und verfluche dabei die Technik, die Schuld an meinem zweiten Kommentar ist. Bei der Veröffentlichung wurde ein technisches Problem festgestellt und der ganze Eintrag war für den Müll!
    Nun aber zum Thema: Ich habe mir bisher noch nie Gedanken darüber gemacht, wieviel Müll eigentlich im Internet herumschwirrt. Erst beim Lesen deines Blogeintrags wurde mir klar, dass es effektiv so ist. Wenn man etwas zu einem bestimmten Thema sucht, ist ein Drittel meistens nur Schrott. Leider ist die Internetvermüllung, wie du sie nennst einen Kehrseite des Fortschritts. Dies ist aber immer so. Jede Erfindung und jeder Fortschritt bringen auch ihre negativen Seiten mit.
    Ich habe mich intensiv mit deinem Eintrag auseinandergesetzt und musste feststellen, dass nur schon auf Youtube eine Unmenge an Schwachsinn vorhanden ist. So z.B. dieses Youtubevideo

    http://www.youtube.com/watch?v=d2dDvCzMBag

    Ich frage mich ernsthaft wie man so was Dämliches ins Internet stellen kann und dann auch noch vertikal. Der Inhalt, wenn man denn überhaupt von Inhalt sprechen kann, ist weder unterhaltsam noch lehrreich. Es handelt sich einfach nur um Müll.
    Mit deiner Meinung zu den IKT Blogs bin ich nicht ganz einverstanden, wenn ich dich richtig verstanden habe. Du schreibst, dass wir gewissermassen zum Internetmüll beitragen. Du hast Recht, die wenigsten schreiben im Rahmen der IKT, weil sie was zu sagen hätten, sondern vielmehr damit es als Leistungsnachweis angerechnet wird (ich entschuldige mich hier für diejenigen, für die dies nicht zutrifft). Ich denke jedoch nicht, dass ich Unsinn oder Schrott schreibe. Ausserdem werden meine Beiträge nicht noch in 30 Jahren im Internet herumschwirren, denn ich werde den Blog, sobald er als Leistungsnachweis angerechnet worden ist löschen.
    Ich denke nicht, dass ich den Blog weiterführen werde, denn für mich bedeutet es vor allem Zeit aufzuwenden, die ich lieber für anderes einsetzen würde. Ich könnte mir jedoch vorstellen, einen Blog zu schreiben, wenn ich irgendwann einmal eine längere Reise mache. EIne Kollegin ist für 2Jahre nach Mexiko gegangen und schreibt seither regelmässig Blogs. Erstens ermöglicht dies, Familie, Freunde und Bekannte immer auf dem neusten Stand zu halten, zweitens bedeutet Blogschreiben in diesem Fall Zeitersparnis. Man muss nicht jedem einzelnen eine Mail schreiben. Ausserdem kann man beliebig viele Fotos, Videos etc. in seinen Blog integrieren...

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  3. Lieber Johannes, liebe Steffi,

    vielen Dank für eure Kommentare. Johannes, du hast wirklich einen Artikel gelesen, den ich nachvollziehen kann. Tatsächlich schreiben wir doch interessante Dinge, die bestimmt einige Menschen auch lesen möchten, aber, wie dein Artikel sagt, fühle ich mich, in dem Fall wohl typisch für Deutsche, nicht Experte genug, um mich der Welt zumuten zu wollen.
    Aber uns meine ich natürlich nicht mit Vermüllung.
    Vielen Dank für deinen Link, liebe Steffi. Er zeigt, dass es wirklich Müll gibt. Ich finde Bloggen toll, wenn es, wie du schreibst, für einen selbst einen Sinn macht. Das Beispiel mit dem Urlaub finde ich sehr treffend. Aber geht es euch nicht auch so: jetzt, da wir in IKT hineingewachsen sind, wird es immer spannender. Inzwischen freue ich mich darauf, meine IKT relevanten Themen zu teilen, am Anfang war es ein Muss. Wie geh es euch? Ich glaube, ich habe diesen Leistungsnachweis deahalb mit ausgewählt, weil ich immer eine Zeit brauche, um mich an Neues zu gewöhnen.
    Zum Thema noch eine Ergänzung aus unserem Hartmann:
    "Während in den Diskussionen immer nur die Erweiterung von Möglichkeiten betont wird, ie in einem multimedialen Angebot enthalten sind, kommt fast nie die Problematik zur Sprache, die dann auftritt, wenn es Dinge zu sehen oder zu hören gibt, die man lieber nicht sehen oder hören möchte. Unser Alltag vollzieht sich ohnehin schon unter Bedingungen optischer und akustischer Umweltverschmutzung, die von ihren professionellen Verursachern beschönigend 'Werbung'genannt wird. (Hartmann, Mltimedia, 2008:113.
    Wie schön, dass wir hier über ein Thema diskutieren, welches auch für Hartmann von Relevanz ist.
    Liebe Grüße
    Caro

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