Samstag, 30. Januar 2010
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Samstag, 16. Januar 2010
Akustische Medien und Sinneserziehung
Über den visuellen Sinn und die Wirkungen der Bilder hatte ich bereits in meinem letzten Post geschrieben. Und tatsächlich ist das Auge immer noch das Organ, welches am meisten angesprochen wird von den Medien, wohl bereits alleine, um dem Auge Hand Feld des Menschen entgegen zu kommen.
Auch nach Segeberg/Schätzlein Hg. 2005 spielt Sound und Sounddesign noch in der gegenwärtigen Medienwissenschaft eine nur marginale Rolle. „Dabei affiziert die akustische Information ebenso direkt die menschliche Wahrnehmung wie die visuelle; ja vielleicht direkter als diese, da Menschen sogar während des Schlafes noch hören.“ (Hartmann, Multimedia, 2008:29)
Diese Tatsache machten sich einige Psychologen und Pädagogen zunutze, wenn teilweise auch nur, um daraus Profit zu schlagen. Hörspiele wie: werden Sie Nichtraucher im Schlaf, Hypnotrance, verlieren sie ihre Ängste im Schlaf und so weiter kann man vierlerorts kaufen, uneingeschränkt im Netz bestellen. Sehr sinnvoll hingegen finde ich aber Hörbücher. Ich habe ältere Menschen gesehen, die sich darüber sehr freuen, weil ihre Augen nachgelassen haben und sie nicht mehr lesen können. Schüler können zusätzlich zur Lektüre im Literaturunterricht auch das Hörbuch hören. Sehr interessant im Kontext akustische Medien im pädagogischen Rahmen finde ich als Sprachlehrerin die Birkenbiehl Methode. Nicht nur Vokabeln sondern gleich ganze syntaktische Strukturen und zusätzlich noch die phonetischen Kompetenzen sollen u.a. durch Anhören der CDs erworben werden. Hier geht es um passives Hören, zum Einschlafen, während des Fernsehens oder Lesens, es soll keine zusätzliche Zeit auf das Lernen verwendet werden. Nähere Informationen hierzu unter folgendem Link:
http://www.birkenbihl.de/PDF/AuszugNeuesStrohImKopf.pdf
Als weiteres Plädoyer für die akustischen Medien führt Hartmann auf, dass der Erfolg des Radios gerade darauf beruht, dass es ein Medium ist, welches unabhängig vom Sehsinn seine Wirkung tut. Es ist schriftlos und erreicht somit auch Analphabeten, Kinder, die noch nicht lesen können… es erzeugt keine Bilder, wer blind ist, hat ebenso Zugang zu den Nachrichten. Generell besteht die Möglichkeit der Rezeption, während man andere Tätigkeiten ausübt, man muss nicht hinsehen, wird also nicht auf einen festen Punkt fixiert.
Sowohl die trägen Schlafenden als auch die aktiven Handelnden profitieren also von den akustischen Medien.
Bereits 1964 spricht Marshall McLuhan von einer neuen Sinneserziehung. Der Mensch muss lernen mit den Bildern und Tönen umzugehen, alle Sinne zu schärfen, Botschaften zu erkennen. Nicht zuletzt sei ja das Medium die Botschaft, unter anderem erkennbar in dem Momenten, in denen es nicht funktioniert – aber das ist ein anderes Thema. Kommen in Zukunft noch Geruchssinn, Tastsinn, Temperatursinn und Gleichgewichtssinn hinzu, scheint mir das dem Menschen viel abzuverlangen. Nicht in jedem Kontext wird dies auch erwünscht sein, zu mancher Botschaft sollte doch eine natürliche Distanz gewahrt werden. Aber je mehr Sinne angesprochen werden, desto selbstverständlicher scheinen mir Nachrichten dekodierbar zu sein.
„Wir sind jetzt gezwungen, neue Techniken der Wahrnehmung und der Beurteilung zu entwickeln, neue Wege, um die Sprachen unserer Umwelt mit ihrer Vielfalt an Kulturen und Wissenszweigen lesbar zu machen. Und diese Notwendigkeiten sind nicht nur aus Verzweiflung verabreichte Arzneien, sondern Wege zu einer bisher kaum vorstellbaren Bereicherung“. (McLuhan, Absolute, 2002:105)
Freitag, 15. Januar 2010
Die Macht der Bilder
Die Kunstbewegung Bauhaus gründet sich nicht zuletzt auf der Theorie, dass gewisse Farben und Grundformen in jedem Menschen dieselben Gefühle und Konnotationen auslösen, egal, welcher Generation, Kultur, Schicht… er angehört.
Doch argumentieren einige Wissenschaftler, so sogar der Medienprophet Marshall McLuhan, dergestalt, dass die Funktion des Bildes in der Explizitmachung von kultureller Umwelt und menschlicher Erfahrung einige Nachteile gegenüber der Schrift hat (Understanding media Kap.6), aber es lässt sich darüber diskutieren, ob dieses Argument für uns als Lehrpersonen und unseren multimedialen Einsatz im Unterricht Gültigkeit hat.
Natürlich setzt das allgemeine Verständnis von Bildern einheitliche Konnotationen voraus, die trotz Globalisierung nicht vorhanden sind. Menschen sind kulturell, religiös und persönlich vorgeprägt, und ich denke auch, dass der diaphasische Aspekt nicht außer Acht gelassen werden sollte. Aber wenn wir in der Schule Bilder oder Videos einsetzen, dann kommt wohl eher die positive Argumentation zum tragen, dass Bilder viele Informationen zugleich vermitteln.
„[Wert bildlicher Visualisierung] besteht darin, ganz spezifische Informationen zu übermitteln, die in einem anderen Zeichensystem verloren gehen oder erst gar nicht explizit werden.“ (Hartmann, 2008:19)
Unsere Schüler haben den selben kulturellen Hintergrund, und wenn nicht, dann besuchen sie die Schule, um dort auch gewisse Kulturgüter zu erwerben. Sie stammen nicht nur aus der selben Generation, sondern entspringen dem selben Jahrgang, und, wenn man ehrlich ist, so kommen die Schüler der Sekundarstufe 2 zumeist auch aus den selben sozialen Schichten. Viel Raum, um wesentliche Bildbotschaften nicht zu verstehen, ist also hier nicht gegeben.
„Auch die, welche viele Bücher lesen, schöpfen immer mehr Anregung aus Bildern und Bilderreihen. Der ermüdete Mensch nimmt rasch etwas zur Kenntnis, was er lesend nicht mehr auffassen könnte. Darüber hinaus ist die bildhafte Pädagogik ein Mittel, weniger vorgebildeten Erwachsenen, die optisch empfänglicher zu sein pflegen, und auch der weniger begünstigten Jugend Bildungschancen zu eröffnen, die für sie sonst nicht in Frage kommen.[…] Worte trennen, Bilder verbinden." (Neurath, gesammelte bildpädagogische Schriften 1991:189ff.)