Montag, 1. Februar 2010

Evaluation durch Portfolio


In meinem letzten Post habe ich über Portfolio als ePortfolio in seiner ursprünglichen Funktion, zwar im Sinne einer Dokumentation der Arbeit, der Demonstration ihrer Qualität und einer Übersicht über die im Laufe der Zeit erworbenen Kompetenzen und verschiedener Ressourcen, aber nicht zum Zwecke einer Bewertung und mit dem Ziel einer Benotung gesprochen. Zwar entwerfen wir das ePortfolio als Leistungsnachweis in unserem IKT Modul, aber letzten Endes machen wir es ja für uns, weil es dem Zeitgeist entspricht und uns auch beruflich weiterhilft und in eher naher als ferner Zukunft vermutlich Voraussetzung für die Bewerbung auf beispielsweise Arbeitsstellen sein wird.

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Portfolios aber werden nicht selten in Schulen zur Evaluation eingesetzt.

„Als sich Portfolios Mitte der 1980er-Jahre an US-amerikanischen Schulen geradezu explosionsartig ausbreiteten, war das Portfolio zunächst eine alternative Methode der Leistungsbeurteilung (alternative assessment), die dem Unbehagen vieler Lehrenden darüber entsprang, sich durch punktuelle Tests kein angemessenes Bild von den tatsächlichen Kompetenzen ihrer Schüler machen zu können.“
(Thomas Häcker 2004, Mit Portfolios expansiv lernen, Seite 13).

Ich sehe in der Evaluation mittels Portfolio viele Vorteile im Gegensatz zu klassischen Prüfungen:

*Sie erhöhen die Eigenverantwortung und Selbststeuerung der Schüler.

*Die Reflexionsfähigkeiten und die Fähigkeit zur Selbstbeurteilung der eigenen Leistungen werden gefördert. Schließlich ist die eigene Urteilsfähigkeit eine wichtige zu erwerbende Schlüsselkompetenz und die Fähigkeit zur Selbstevaluation ein erstrebenswertes Ziel eines jeden Unterrichtes.

*Die individuelle Bezugsnormorientierung steht im Vordergrund. Der Schüler wird an seinen eigenen Fortschritten bewertet und an sich selbst gemessen. Er ist nicht dem Druck ausgesetzt im direkten Vergleich zu Mitschülern bestehen zu müssen. Er hat Entscheidungsfreiheit, kann Schwerpunkte setzen und hat selbst in der Hand, wie viel er leistet und dokumentiert und reflektiert seine persönlichen Fortschritte. Das hat den weiteren Vorteil, dass die Schüler sich dessen bewusst sind, dass sie etwas lernen, und zwar für sich.
Die Schüler können ihre eigenen Schwerpunkte setzen und damit ihre persönlichen Interessen vertiefen und ihre Stärken zum Ausdruck bringen.

Ich könnte mir das Portfolio als Leistungsbewertung auch im Rahmen eines elektronischen Portfolios als Alternative zu einer Maturaarbeit vorstellen. Somit würden die Schüler sich zum Ende ihrer Schulzeit noch mit einem vielleicht neuen technischen Aspekt auseinander setzen, der ihnen im Studium sehr wahrscheinlich zugute kommen wird. Außerdem müssten sie zusammenstellen, was sie wirklich in den letzten Jahren ihrer Ausbildung gelernt haben, was ihnen einen Überblick über ihre Laufbahn und ein direktes Bewusstsein für ihre Leistungen und Fortschritte gibt. Dieses Portfolio kann auch als Bewerbungsgrundlage für bestimmte Universitäten dienen.

1 Kommentar:

  1. Hallo Carolin

    Die Idee ein Portfolio als Bewertungsinstrument zu verwenden, gefällt mir. Oft wird bei Prüfungen im herkömmlichen Unterricht Wissen abgefragt, dass schnell wieder vergessen geht. Ein solches Portfolio würde dabei wie du es schreibst, mehr kompetenzorientiert sein, ein langfristigeres Lernen aufzeigen, sowie individuelle Differenzierung ermöglichen. Ich bin deshalb auch der Meinung, dass ein Portfolio über eine längere Unterrichtsphase begleitend zum Unterricht eingesetzt werden sollte. Anstatt dieses nur in einem Fach einzusetzen, wäre es spannend, dies fächerübergreifend zu verwenden. Ich könnte mir aber vorstellen, dass da die Koordination schwierig würde und man dies deshalb von der ganzen Schule aus als separates Projekt "Portfolio während meiner Kantonsschulzeit" durchführen müsste. Da wäre es ideal, wenn die Schüler auch z.B. ein Semester lang eine Lektion pro Woche Zeit bekommen würden, um an diesem Portfolio zu arbeiten und eine Ansprechsperson für Probleme hätten. Dies einfach als Gedanken, ich weiss nicht, ob so etwas auch umsetzbar wäre.

    Allgemein zur Evaluation mit einem Portfolio sehe ich ein Hauptproblem: Ich könnte mir vorstellen, dass die Bewertung ziemlich zeitintensiv sein könnte, vor allem wenn man die Portfolios von einer ganzen Schulklasse korrigieren muss. Deshalb muss man sich bereits im Vorfeld gut überlegen, wie anschliessend die Bewertung erfolgt und den Lernenden auch bereits einen Kriterienraster abgeben. Selbstbewertung oder Bewertung durch Schüler könnte man ebenfalls durchführen, ich finde es aber wichtig, dass anschliessend noch eine Rückmeldung durch eine Fachperson erfolgt oder die Bewertungen durch diese kontrolliert werden. Die Idee mit der Portfolio-Evaluation finde ich gut, Zweifel habe ich noch einzig in der zeitintensiven Bewertung!

    Liebe Grüsse, HG

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